Vorsicht vor BettlerInnen

Luzern, 22. August 2011, ~14:30 Uhr

Als ich heute in Luzern die Jesuitenkirche betrat, kam eine ca. 1,60 m kleine, blondhaarige, ca. 30 bis 35-jährige Frau auf mich zu und fragte mich in gebrochenem deutsch: „Bruder, hast du Zeit, ich muss mit dir reden“. Ich dachte, dass es vielleicht wieder so eine Sekten-Anhängerin ist, die einem etwas andrehen will und willigte misstrauisch aber freundlich ein.

BettlerInnen halten sich oft in der Nähe von Kirchen auf und suchen nach gütmütigen Menschen, um diese dann auszunehmen. Bild: raelb (BY-NC-SA)

Als wir die Kirche verlassen hatten und uns vor die schöne, sonnige Kulisse des Vierwaldstättersees setzten, fragte sie mich zuerst, ob ich ihr eine Stelle als Putzfrau anbieten könnte. „Nein, leider nicht“, antwortete ich.

Daraufhin erzählte sie mir, dass sie aus Bosnien-Herzegowina geflohen sei und jetzt ohne Papiere in der Schweiz lebe.

Ihre Vermieterin – eine Türkin – schmeisse Sie morgen aus der Wohnung und sie sei verzweifelt, denn das Sozialamt und all die Hilfswerke würden ihr nicht helfen und sie werde bald abgeschoben. Ausserdem brauche sie dringend Geld, weil ihr Sohn – und der sei für sie alles was sie noch habe – unbedingt eine neue Niere brauche.

Die Frau tat mir zuerst wirklich sehr leid. Doch hatte ich während des ganzen Gespräches meine verschlossene Tasche auf meinem Schoss liegen und behielt sie gut in den Augen. Ich dachte, es komme gleich ein Komplize von ihr und würde sie mir wegschnappen.

„Wissen Sie, wie es sich anfühlt, hier die Leute anzubetteln? Man kommt sich vor wie ein Stück Dreck“, teilte sie mir mit. Letztens habe ihr ein 60-jähriger Mann helfen wollen, unter der Bedingung, dass sie ihren Körper an ihn verkaufe.

Die Frau legte sehr grossen Wert auf Augenkontakt und bemühte sich ihre Stimme so traurig wie nur möglich rüberkommen zu lassen. Sie war jedoch eine schlechte Schauspielerin, denn ich sah ihren Augen an, dass sie lügte.

Ich sagte ihr, dass ich selber sehr knapp bei Kasse sei, doch bereit wäre, ihrem Sohn eine Niere zu spenden. Doch sie schüttelte den Kopf und meinte, das sei nicht möglich.

Erneut flehte sie mich an, ihr Geld zu geben. Nachdem ich ihr sagte, dass ich wirklich gar nichts bei mir habe, wollte sie wissen, ob ich eine Kreditkarte dabei hätte. Als ich auch dies verneinte, fragte sie, ob ich eine Gelegenheit hätte, von einem Freund Geld zu leihen. Sie versprach, es mir zurückzugeben, sobald sie Arbeit gefunden habe.

Auf meine Frage, ob sie mir ihre Bankverbindung für eine Spende geben könne, antwortete sie, dass sie gar kein Bankkonto besitze.

Mindestens zehn Mal hab ich ihr erklärt, dass ich ihr nicht weiterhelfen kann, dann gab sie es auf. Sie stand auf und wünschte mir alles Gute. Wahrscheinlich hatte sie bereits ihr nächstes „Opfer“ im Visier.

Als ich ihr „zum Abschied“ noch sagte, dass es mir leid tue, ihr nicht helfen zu können, meldete sich daneben ein älterer Mann. Er hatte das ganze Gespräch mitverfolgt und sagte zu mir: „Das muss Ihnen überhaupt nicht leid tun, diese Frau geht professionell vor; sie sucht sich Leute aus und versucht mit dieser Masche an Geld zu kommen“.

Als sich die Frau umdrehte und sah, dass der Mann und ich miteinander redeten und ihr hinterher schauten, lief sie noch viel schneller. 😐

Und was lernen wir daraus? Leiht nicht irgendwelchen Leuten – die euch auf der Strasse ansprechen – aus Mitleid Geld. Es ist immer die gleiche Masche!

Das nächste Mal, wenn mich jemand so anspricht, werde ich sofort meine Freunde mit den Hüten anrufen und fragen, ob sie vielleicht jemanden wissen, der dieser papierlosen Person ein bisschen Geld leihen könnte. 😀

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